Während eines routinemäßigen Check-ups wurde ein beachtlicher Anstieg des PSA Wertes festgestellt und eine weitere Kontrolle empfohlen. Da meine beiden jüngeren Brüder bereits an einem Prostatakarzinom erkrankt waren nahm ich diese Aufforderung sehr ernst

Beachtlicher Anstieg, der mir Sorgen bereitet. Der Arzt ist noch nicht besorgt empfiehlt aber zur Sicherheit ein mpMRT der Prostata

mpMRT durchgeführt, da Kassenpatient musste ich diese Untersuchung selbst bezahlen (späterer Widerspruch bei der Krankenkasse war erfolglos), ich atme auf denn es wurde keine Auffälligkeit entdeckt.
Der Urologe entschied daher auf Behandlung einer Prostatits-zuvor wurden Bakterien im Ejakulat entdeckt und ich muss 7 Wochen Ciprofloxacin 500mg einnehmen.

Habe Ciprofloxacin gut vertragen und war nun gespannt ob der PSA Wert gefallen war. Mit 4.48 war der Urologezufrieden, zumal das Ejakulat nun steril war, verschrieb Tamsulosin0,4mg wegen Prostatahypertrophie und empfahl die nächste PSA Kontrolle in 3 Monaten

Unangenehme Situation-der Anstieg auf 10.5 besorgt den Urologen genauso wie mich-dringende Empfehlung zur Biopsie

Ich stelle mich in der urologischen Ambulanz der Uni Mainz vor, diese sehen ebenfalls die Notwendigkeit einer Biopsie; zuvor soll nochmals ein mpMRT durchgeführt werden.
Dieses erbringt den Hinweis auf eine Läsion PIRADS 4 und somit verdichtet sich der Verdacht auf ein Karzinom immer mehr.

Die Biopsie wird von einem erfahrenen Arzt durchgeführt, angenehm ist es nicht aber dank örtlicher Betäubung auszuhalten. Das Antibiotikum Rocehin, das zur Prophylaxe vor dem Eingriff gegeben wird vertrage ich allerdings gar nicht und habe noch 3 Tage nach der Biopsie damit zu kämpfen. Sehr unangenehm ist auch die Nachbluterei, die fast 3 Wochen anhält aber wohl nichts außergewöhnliches ist.
Nachdem das pathologische Ergebnis vorliegt meldet sich umgehend der behandelnde Urologe und ich erhalte kurze Zeit später einen Termin zur Besprechung des weiteren Vorgehens

Die Diagnose liegt nun vor: Adenokarzinom der Prostata, Gleason 6,
4 von 15 Stanzen waren positiv mit einem maximalen Tumoranteil von 20%, low Risk nach d‘Amico, cT1c. Bemerkenswert dass aus der linken Seite, wo die PIRADS 4 Läsion ausgemacht wurde in allen 3 Stanzen kein Tumor zu finden war.
Das Tumorboard der Uni Mainz empfiehlt Leitlinien konform Operation oder Bestrahlung, mein niedergelassener Urologe empfiehlt mir mich zunächst mit der Krankheit und den therapeutischen Optionen vertraut zu machen und wir verabreden uns zum nächsten Termin in 3 Monaten

Die vergangenen Wochen habe ich intensiv genutzt, um mit Betroffenen zu sprechen, viel Literatur und Studien zu lesen und hatte auch einen Termin in der Saphir Klinik in Frankfurt, um mich nach einer möglichen Teilnahme an der Hypostat 2 Studie zu erkundigen. Einer Operation stehe ich sehr skeptisch gegenüber und die Therapie mit dem Cyber Knife konnte ich mir eventuell vorstellen. Der Arzt, der mich dort beriet war unfassbar gut, er hat sich 1 Stunde für mich Zeit genommen, mir alles genau erklärt und alle meine vielen Fragen beantwortet. Ich war wirklich begeistert.

Schlußendlich habe ich mich entschieden erst einmal abzuwarten und den weiteren PSA Verlauf engmaschig zu beobachten. Mein behandelnder Urologe bestätigte mich hierin, auch wenn es nicht Leitlinien konform ist.
Die Treffen mit den anderen betroffenen Männern in der Selbsthilfegruppe halte ich für sehr wertvoll, offenbar entscheiden sich immer mehr für ein Abwarten und Beobachten, sofern der Gleason Score unter 7b liegt.

Nun befinde ich mich bereits seit über einem Jahr in aktiver Beobachtung, lasse meine PSA Werte alle 3 Monate kontrollieren und kann mit der Situation insgesamt gut leben.
Heute war auch die Prostata MRT als Kontrolluntersuchung fällig, der Radiologe, der darauf spezialisiert ist (Dr. Wollenweber in Frankfurt) gilt als ein ausgemachter Experte auf diesem Gebiet und meiner Einschätzung nach ist er wirklich außergewöhnlich gut. Der Befund war sehr beruhigend (insgesamt PIRADS 2) und er hat sich sogar die Aufnahmen der Uni MZ angesehen, die eine PIRADS 4 Läsion diagnostiziert hatten, was letztlich meine Entscheidung pro Biopsie beeinflußte. Aus seiner Sicht sei dies keinesfalls eine Läsion sondern wahrscheinlich eine Verkalkung-somit hätte ich seiner Meinung nach gar nicht biopsiert werden müssen. Jetzt ist es zu spät, aber dennoch bin ich natürlich mit diesem aktuellen Ergebnis sehr zufrieden